Winter 2021/22

Schon da oder doch nur ein kurzes Intermezzo?

Er ist jedes Jahr gleich und doch auch wieder anders – der Einstieg in die „Wintersaison“. Immer wieder kommt es in unserer Region im Verlaufe des Novembers zu einem Wintereinbruch. Ab und an auch schon im Oktober. Dieses Jahr war es pünktlich zum kalendarischen Winteranfang soweit.

Zum Glück lebe ich in einer Gegend, wo man (fast) immer einige schnee- und eisfreie Routen finden kann. Ich fahre dann mal weiter, sonst wird mir kalt…

Wie er wohl wird der Winter 21/22? Keine Ahnung, aber dafür haben wir ja Experten —>

Herbstliches …

Ich erlebte in den vergangenen Wochen hier im Berner Oberland praktisch jeden Tag diesen „goldenen Oktober“, an Stimmungen, Farben und Wetter kaum zu übertreffen. Herrlich.

Neue Erfahrungen

Nichts ist öder als immer den gleichen Trott und die gleichen Runden oder Strecken zu fahren. Und ich kenne die Antworten wie: Es gibt immer etwas zu entdecken, Neues zu sehen, zu erleben usw. Für mich passt das nicht und für mich hat dieses ewig Gleiche auch den Beigeschmack von Bequemlichkeit. Punkt! Gravel-Race BernIch habe in den letzten 2 Wochen zum ersten Mal in meinem Leben einen Gravel-Event und einen Walking-Berglauf bestritten. 2 neue, spannende und vor allem fordernde Erfahrungen. Ich bin schon mehr als ein Jahr mit meinem Scott-Gravel unterwegs und nach ein paar Anfangsschwierigkeiten vertragen wir uns in der Zwischenzeit nach rund 2’500 km blendend. Und dann gibt es doch diese shttps://ridegravel.ch/ Gravelrennen in Bern, genauer im Bremgarten Wald (oder im „Bremer“ wie der Berner sagt). Ich habe mal direkt nebenan im Länggassquartier gewohnt und war immer der Meinung, ich kenne diesen „Bremer“ bestens. So gut, dass ich behauptet hätte, dass eine 25 km Runde im besagten Wald unmöglich zu realisieren sei. Der langen Rede kurzer Sinn: Es ist möglich und wie… Anmelden, anreisen, Nummer fassen. Alles bestens und Covid-19 konform organsiert. Start und ab gings in den Wald. Hin und her, auf und ab. Nach 30 Minuten war mir nicht mehr klar, wo bin ich in diesem Wald? Auf der gut markierten Strecke – ja schon, bloss wo? Die Spitze längst in weiter Ferne, hinter mir (zum Glück) eine gross Lücke – also weiter fahren. Nach etwas mehr als einer Stunde, 2 Stürzen ins Gebüsch und 3 verpassten Kies-Kurven – ich nahm den Notausgang, also geradeaus – kam ich wieder in etwas bekanntere Gefilde um kurz danach das Ziel, um einige Erfahrungen reicher, zu passieren. Mein Fazit: Mit dem Gravel zu trainieren ist das eine, ein Gravel-Rennen zu fahren ist etwas ganz anderes. Ein Gravel-Bike hat keine Federung und auch keine MTB-Reifen. Für Euch getestet: Bergrunter im MTB-Stil und um die Kurve heizen funktioniert schlecht bis gar nicht. Wo ich sonst das MTB um die Kurve „werfe“ sagt das Gravel: So nicht, mein Freund, legt sich auf die Seite, verweigert die Lenkung oder fährt gerade aus. Das Teil will anständig und richtig inkl. Gewichtsverlagerung gesteuert werden. Fazit: erst eine anständige, renntaugliche Gravel-Technik zulegen und im 2022 nochmals fahren. PS für Besserwisser: Auch ich weiss, dass Gravel Bikes früher Crosser waren (aber nur fast…) IMG_20211031_161223_259(1) Zu Fuss unterwegs zu sein macht Sinn. Und in einer grandiosen Umgebung wie das Berner Oberland ist, ganz besonders. Schon in früheren Jahren, als Ski-Langlauf noch meine Kernsportart war, gehörte das Berglaufen mit Stöcken zum Trainingsalltag. Daraus wurde dann Nordic-Walking. Am 04.11.2001 habe ich bei der damaligen Gurtenclassic in Bern-Wabern das MTB-Rennen in der Kategorie Männer III gewonnen. Später war ich nie mehr am Start, weil der November für mich immer „Offseason“ bedeutete. 2021 gibt es dieses MTB-Rennen nicht mehr. Es wurde durch ein Strassenrennen auf den Gurten ersetzt. Aber es gibt neben dem Radrennen auch einen Kurz- und den klassischen Gurtenlauf plus eine Berg-Walking Strecke von 10 km mit einigen Höhenmetern und einem grossen Anteil an Berg- und Waldwegen. Passt perfekt um die Saison ausklingen zu lassen, oder…? Wie beim Gravel-Race: Anmelden, anreisen, Nummer fassen. Alles bestens Covid-19 konform organsiert. 09:35 Uhr der Startschuss und ab ging die Post, zumindest die Spitze des Feldes. Ich hatte mich eher hinten eingereiht, so mit dem Gedanken, macht mal schön, ich komme dann schon nach vorne. Denkste! Die ersten 30 LäuferInnen stürmten beim Startschuss los, als wäre es ein Sprint. Ich hatte nach dem ersten Km bereits einen Rückstand von rund 150 Metern, Tendenz steigend. Das Feld flog völlig auseinander und alle reihten sich auf den schmaler werdenden Wald- und Bergwegen irgendwo ein. Zum Glück ging es kurz vor km 2 erstmals richtig bergauf – also mein Gelände und prompt kam ich näher an die Spitze heran. Sobald es runter oder gerade aus ging, zogen sie wieder davon … Das Spiel ging so weiter. Zum Glück bestand der zweite Teil hauptsächlich aus Anstiegen mit (sehr) kurzen Flächen. Ich verlor zwar kaum mehr Zeit aber mit aufholen war nichts. Die Walking-Profis aus den ersten Startreihen hatten mir den „Zahn gezogen“. Mit meiner Leistung war ich zwar zufrieden, nicht aber mit der Zeit resp. dem Abstand zur Spitze, auch wenn ich zu den drei ältesten Teilnehmern gehörte. 2022 starte ich ganz vorne…

Flexibilität beim Sport macht Spass

(oder gemäss Duden: Anpassungsfähigkeit an wechselnde Umstände)

In den vergangenen Monaten wurden wir, was die Flexibilität anbetrifft, bedingt durch die äusseren Umstände öfters auf die Probe gestellt. Doch darauf möchte ich gar nicht eingehen, zumal es da bereits genügend Meinungen, „Experten und Sachverständige“ gibt…

Ich meine persönliche Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Bereich Sport, Athletik und Fitness. Nicht, dass ich dem Radsport generell untreu werde. Ganz im Gegenteil, er steht nach wie vor im Zentrum meiner sportlichen Aktivitäten. Während ich früher alles daran setzte, ein besserer Radsportler zu werden, versuche ich seit geraumer Zeit ein besserer Athlet in meiner Altersklasse (70+) zu werden. Dessen bewusst, dass Vieles, was früher problemlos möglich war, heute nicht mehr geht oder mit grösserem Aufwand verbunden ist. Mit Aufwand meine ich vor allem Zeit und eben diese Flexibilität.

Das Gute gleich vorne weg: Mit 70+ habe ich mehr Zeit denn je zur Verfügung. (Wer das mit +70 nicht hat, sollte sich mal zurücklehnen, sich ein paar grundlegende Fragen stellen oder sich Hilfe erschliessen.) Diese „Mehr“-Zeit brauche ich auch, denn so geschmeidig, einfach und selbstverständlich wie früher läuft vieles nicht mehr oder halt mit grösserem Aufwand.

Genauso verhält es sich auch mit den Zielsetzungen. Dies vor allem bei sportlichen Events. War es früher eine bestimmte Rangierung oder Zeit bei diesem oder jenem Wettkampf sind es für mich heute primär das Ankommen und kein DNF. (Wenn ich mich nicht gut fühle dann lieber gleich ein DNS.) Gibt es eine 70+ Kategorie, ja klar, dann geht es bei mir um die Rangierung. Da hat sich nichts geändert. Wobei leider bei den vielen Wettkämpfen ab 50+ alle in der gleichen Kategorie geführt werden. Ist eigentlich egal, was interessiert heute, ob ich Rang 353 oder 128 belegt habe…?

Flexibilität auch bei der Wahl der Events. Es gibt ein paar Rennen die sind, zumindest vorläufig, jedes Jahr bei mir fix gesetzt. Dabei handelt es sich ausschliesslich um MTB-Marathons. Dazu kommen in den nächsten Monaten neue Erfahrungen und Herausforderungen. Nicht, dass ich jetzt die Sportart wechsle. Nein, ganz im Gegenteil. Ich will mit diesen Ergänzungen ein besserer „plus 70er MTB-Marathoni“ werden.

Alles begann mit einem Sturz. Nicht etwa beim Biken sondern an einem regnerischen Tag im Garten. Mann rutscht aus – und peng – liegt man wie ein nasser Sack im Beet. OK, nichts passiert. Niemand hat es gesehen. Schnell aufstehen und weiter geht’s. Es ist rutschig, matschig und Crocks an den Füssen wohl eher suboptimal… Aus dem raschen Aufstehen wurde nichts. Im Gegenteil, zweiter Abflug und ein ängstlicher Blick in die Runde, ob es immer noch niemand gesehen hat. Der langen Rede kurzer Sinn: Radsportler sind in der Regel etwa so beweglich wie eine Schneeschaufel. Ich somit auch und das musste sich ändern.
In Absprache mit meinem sportlichen Berater schwang ich mich vom Rad, griff zur Hantel, beschaffte mir eine Gymnastikmatte. Laufschuhe, LL-Ausrüstung plus ein Abo fürs Krafttraining hatte ich bereits. Also nutze es…

Dann, im März 2020 kam Covid-19. Fitnesszentrum geschlossen, Absage um Absage bei den Events, Lockdown usw. Jeder hat das in irgendeiner Form erlebt.
Nach dem absoluten Tiefpunkt, versagen aufgrund mentaler Probleme, bei meinem Lieblingsrennen (DNF nach persönlicher Bestzeit bei Streckenhälfte) ging ich über die Bücher und passte Einiges an, liess Anderes weg und verbesserte viele Details. Auch begann ich wieder regelmässig zu Laufen und absolviere mein Krafttraining zu Hause im eigenen Kraftraum.
Das alles, auch die Ernährung, angepasst an meinen Jahrgang und gezielt für meine physischen Einschränkungen wie Endo Prothese im Knie oder Arthrose in Fussgelenken und Hüfte. Aktuell bin ich fitter, beweglicher, leichter und motivierter als vor 5 Jahren. Auch, weil ich mir externe mentale Hilfe zulegte.

Daraus ergaben sich auch neue Ideen und Herausforderungen. So bin ich am letzten Wochenende mein erstes Gravel-Rennen gefahren und werde diesen Monat auch noch an einem Laufevent teilnehmen. Das alles mit dem Ziel: Teilnehmen, Ankommen, Spass haben und den Blick bereits auf 2022 gerichtet, was auch immer dann kommen mag. Ich freu mich drauf und bleibe flexibel 🙂

Herbstanfang…

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